Anhand vieler praktischer Beispiele aus seinem Berufsalltag hat der hr-Journalist Volker Siefert Taunusschülern einen Überblick gegeben, wie sie Fake News, Desinformation und Verschwörungstheorien erkennen können. Ausgangspunkt des Vortrags waren die Fragen: Wie kommen Nachrichten auf mein Handy? Und: Was ist eigentlich eine Nachricht? „Heute muss ich selbst dafür sorgen, was ich an mich heranlasse“, erläuterte Siefert, denn durch Soziale Medien wie Instagram oder Tiktok würden die Nutzer mit einer Masse von Inhalten konfrontiert.
Er betonte die Wichtigkeit der Quellen, um den Wahrheitsgehalt dieser vermeintlichen Nachrichten zu überprüfen. Relativ schnell ging dieser Faktencheck bei der Behauptung „Gendern in ist in Hessen verboten“, denn verboten ist das Gendern mit Sonderzeichen nur in der hessischen Landesverwaltung und an Schulen; ansonsten darf jeder Hesse und jede Hessin gendern, wie er/sie es möchte. Etwas schwieriger gestaltete sich Sieferts Recherche bezüglich des Todes eines 14-Jährigen in den USA, der angeblich bei einer „Hot-Chip-Challenge“, dem Verzehr stark gewürzter Kartoffelchips, verstorben war. Nachdem Siefert die Ursprungsmeldung gezeigt hatte, die sich lediglich auf Aussagen der Familie des Toten berief, gab der Journalist einen Einblick in seine E-Mail-Korrespondenz mit den amerikanischen Behörden, die mehrere Monate andauerte.
Internetseite gefälscht
Zum Thema Fake News zeigte Siefert den Schülerinnen und Schülern eine Nachricht einer Internetseite, die auf den ersten Blick wie die Online-Ausgabe eines großen, seriösen deutschen Nachrichtenmagazins aussah – völlig glaubwürdig also. Der genaue Blick auf die Domain (Internetadresse) zeigte jedoch: Es handelte sich um eine Fälschung. „Da versucht jemand, seine politische Botschaft unter falscher Flagge unterzubringen“, warnte Siefert.
Des Weiteren empfahl er den Faktenchecker-Kanal der Deutschen Presseagentur bei Tiktok, und zeigte ein Beispiel, in dem eine Journalistin ganz im Stil der dortigen Videos die Meldung „Haustierverbot in der EU ab Mai“ Schritt für Schritt als Lüge entlarvte.
Demokratie abschaffen
Dann ging er Verschwörungstheorien auf den Grund, etwa über US-Popstar Taylor Swift, aber auch Behauptungen über Flüchtlinge. „Verschwörungstheorien unterhalten und regen unsere Fantasie an“, erläuterte Siefert. „Sie erklären scheinbar Dinge, die kaum zu erklären sind, weil sie Ordnung ins Chaos bringen. Sie sagen, wer schuld ist.“ Damit zersetzten sie aber auch das Vertrauen in die Demokratie, in Politiker, Ärzte und Journalisten. Viele Anhänger von Verschwörungstheorien wollten die Demokratie abschaffen. Hier brachte der hr-Journalist ein Beispiel, das angeblich beweisen sollte, dass der Krieg in der Ukraine gestellt sei. Die Geodaten des Originalvideos belegen jedoch, dass es nicht in der Ukraine, sondern an einem Filmset in Russland aufgenommen wurde. „Man kann einen Staat destabiliseren, indem man der Bevölkerung das Gefühl gibt, dass etwas nicht stimmt. Das hat Russland mit der Ukraine gemacht und diese Strategie ist auch bei der Wahlkampagne für Trump sehr erfolgreich“, warnte der Journalist abschließend.
(Text und Foto: Myriam Rompel)