Taunusschüler spielen mit Profi-Musikern

„Wenn du willst, dann kannst du jetzt schon mitspielen“, sagte der Violinist vom Hessischen Rundfunk zu Ian Thompson. Und so kam es, dass der 12.-Klässler schon beim ersten Stück, dem „Lied des Torero“ aus der Oper Carmen, mitspielte. Spontan. Mit den Profi-Musikern aus dem HR-Sinfonieorchester. Er habe keine Gelegenheit gehabt, nervös zu werden, meint Ian. „Ich kannte das Stück, habe es vor einem Jahr mal gespielt. Aber ich hatte es nicht für heute vorbereitet.“ Geübt hatte er etwas anderes, nämlich die Violinen-Stimme von Dvořáks Finale aus der 9. Sinfonie. Die sollte er später auch noch wie geplant spielen, gemeinsam mit sechs weiteren Schülerinnen und Schülern der Taunusschule und natürlich dem Profi-Orchester.

In jeder Spielzeit tauscht das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks den Konzertsaal mit Turnhallen und Schul-Aulen, um Schülern das Live-Erlebnis klassischer Musik in ihrem Alltagsumfeld zu bieten. Am vergangenen Donnerstag waren die Musiker zu Gast bei der Taunusschule und spielten vor rund 800 Schülerinnen und Schülern in der Kreissporthalle. Vorangegangen war eine intensive Vorbereitung des Auftritts, den Musiklehrerin Ute Landwich an Land gezogen hatte.

„Du bist der Dirigent“

„Die Eins ist unten, die Zwei ist oben, man bündelt die Konzentration auf die Spitze vom Stock“, erläuterte Dirigent Vilmantas Kaliunas dem Schüler Felix, der aus den Zuschauerreihen zum Dirigentenpodest geholt worden war. „Mit dem Schritt aufs Podest bist du der Dirigent.“ Die Orchestermusiker setzten zwar prompt auf Felix‘ Zeichen hin ein – dieser will jedoch weiterhin später Fußballprofi und nicht Dirigent werden.

Ganz anders geht es da Hannah Schreiber: „Berufsmusikerin ist mein Traumjob.“ Die 19-Jährige spielt seit ihrem zehnten Lebensjahr Klarinette und ist gerade dabei, ihr Abitur an der Taunusschule abzulegen. In wenigen Tagen tritt sie zur Aufnahmeprüfung fürs Musikstudium an. Das wusste der erste Klarinettist neben Hannah nicht, als er ihr anbot, beim Dvořák-Stück die Stimme der ersten Klarinette spielen – inklusive Solo. „Das war ein Gänsehautmoment, als der Klarinettist aussetzte, um Hannah das Solo zu überlassen“, sagte Landwich.

Insgesamt standen sieben Stücke quer durch die Epochen auf dem Programm. Moderator Stefan Hoffmann verknüpfe perfekt die Fragen des jungen Publikums („Was kostet eine Violine?“, „In welchen Ländern hat das Orchester schon gespielt?“) mit Fakten und Wissen zu Musikern und Stücken („Mozart haut mit dieser Besetzung richtig auf den Putz!“).

Ganz ruhig wurde es in der Turnhalle beim Auftritt der 19-jährigen Musikstudentin Paula Klöpfel, die als Solistin ihrer winzigen Sopranino-Blockflöte bei einem ungarischen Tanz unglaubliche Klänge und Tonfolgen entlockte. Zuvor hatten viele Kinder ihre Hände in die Höhe gestreckt, als gefragt wurde, wer schon einmal Blockflöte gespielt habe. Aber so etwas Außergewöhnliches hatten sie nicht erwartet. „Man braucht viel Training, damit der Atem stabil bleibt“, erläuterte Klöpfel den Schülerinnen und Schülern anschließend.

Jüngster Musiker der Taunusschule war Robert Zsizsnyovski. Der Siebtklässler hat erst an der Taunusschule bei einem Musikprojekt in Kooperation mit der Kreismusikschule angefangen Geige zu spielen. „Es ist wirklich bemerkenswert, dass er nach nicht einmal drei Jahren schon so gut ist“, freute sich Landwich. Robert hat sich gemeinsam mit seiner Lehrerin von der Kreismusikschule auf das Konzert vorbereitet und war danach einfach nur glücklich.

Aufgeschlossene Profis

Julian Baier spielt schon seit der zweiten Klasse Waldhorn. Für ihn sei der gemeinsame Auftritt und der Daumen hoch seines Profi-Sitznachbarn nach dem Stück das Beste in seiner bisherigen Hornkarriere gewesen.

Überhaupt zeigen sich alle sieben Taunusschülerinnen und -schüler begeistert von der Offenheit der Profis. Sophia Schmidt (Cello) fand es „cool zu sehen, dass auch die Profis sich Notizen in ihren Noten machen.“ Marie Urbschat (Querflöte) und Regina Vogel (Trompete) fanden es richtig aufregend, mitten im Orchester zu sitzen, die Profis zu beobachten und bei einem Stück selbst mitzuspielen: „Der Ton war auf den Punkt genau auf den Dirigenten abgestimmt.“ 

 

Aufgeschlossen waren die Mitglieder des HR-Sinfonieorchesters nicht nur gegenüber den mitspielenden Jugendlichen, sondern auch für den musikalischen Flashmob zu Beginn des Konzerts: Auf einmal war die Eurovisionshymne in der Turnhalle zu hören; in einer Ecke von Bläsern, in einer anderen von Streichinstrumenten, dann von so genannten Boomwhackers, einer Art Klangröhren. Als dann Schülerinnen und Schüler plötzlich die dazu passenden Noten in Richtung des Orchesters hochhielten, setzten die Musiker spontan ein und machten mit.
(Text: Myriam Rompel, Fotos: Christoph Rohde)

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