Werteprojekt der R7 und NDHS: Videos im TikTok-Stil gedreht

Eine Gruppe Mädchen sitzt in einem Café. Statt sich miteinander zu unterhalten, ist jede mit ihrem Handy beschäftigt. Gelangweilt wischen sie mit ihren Fingern über die Bildschirme. Eine alltägliche Szene, dargestellt in einem Video, das eine Schülerinnengruppe der Taunusschule im Rahmen eines Projekts zur Werteerziehung und Demokratiebildung gedreht hat.

Die Jugendlichen haben sich mit Werten beschäftigt, die in ihrem Alltag eine Rolle spielen: Gerechtigkeit, Verantwortung, Toleranz, respektvolle Kommunikation. Das Ergebnis waren Videos im Stil von TikTok, die jetzt vor einer größeren Runde präsentiert wurden. Das Projekt, durchgeführt mit der gemeinnützigen Initiative Digital School Story und finanziert von der Wertestiftung, stieß auf Interesse bis ins Bundesministerium für Wirtschaft und ins Hessische Kultusministerium und auch das ZDF hat berichtet. Das Hessische Kultusministerium hat zu Beginn des Schuljahres eine Werteoffensive gestartet. „Es geht nicht nur um die großen gesellschaftlichen Fragen, es geht unter anderem um das schlichte tägliche ‚Danke und Bitte‘, um den angemessenen Ton auch im Konfliktfall oder um das höfliche Vortragen einer Entschuldigung und das freundliche Einbringen einer Bitte“, heißt es auf dessen Internetseite.

Umgangsformen sind Thema

Im Video der Siebtklässlerinnen geht es um Umgangsformen. Die Situation im Video, die sie in der Cafeteria der Taunusschule nachgestellt haben, kennen die Mädchen aus ihrer Freizeit nur allzu gut. Wenn sie sich treffen, ist das Handy immer mit dabei. „Wir schauen Videos und tanzen dann zur Musik“, erzählt Pauline, „aber nach zehn Minuten Spaß ist dann oft jeder wieder mit dem eigenen Handy beschäftigt.“ Die Jungs spielen Videospiele, die Mädchen scrollen durch Instagram oder schauen TikTok-Videos. „Es fühlt sich so an, als könnte man nicht mehr ohne“, meint Leonie.

Das Unterrichtsprojekt hat die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abgeholt, das Handy einbezogen, statt es zu verbannen. Selbstverständlich haben alle Jugendlichen schon mal Videos gedreht; aber eher spontan, ohne richtigen Plan. Vor dem eigentlichen Videodreh wurden zunächst einmal die Werte erarbeitet, um die es gehen sollte. Beim „Wertebarometer“ habe es lebhafte Diskussionen gegeben, berichtet Lehrerin Tanja Heinisch, weil die Ansichten, wie wichtig ein bestimmter Wert ist, zum Teil sehr unterschiedlich waren.

NDHS und R7 arbeiten zusammen

„Danach musste jede Gruppe eine Geschichte entwickeln, die sie in ihrem Video erzählen wollte. Das war gar nicht so einfach“, sagt Riehina. Das ukrainische Mädchen hat gemeinsam mit weiteren zugewanderten oder geflüchteten Kindern an dem Projekt teilgenommen. In ihrer Gruppe zum Thema Umgangsformen schaffen es die Mädchen im Café, ihr Handynutzung mithilfe einer Wette einzuschränken und zu reflektieren.

Nachdem sie ihre Videos gedreht hatten, war die Arbeit noch längst nicht beendet. Die Schülerinnen und Schüler bekamen per Videokonferenz ein Feedback von der Social Media Managerin und Content Creatorin Samira Frassa. Und dann machten sie sich noch einmal an die Arbeit: Untertitel ergänzen, den Schnitt verbessern und auch einige Szenen noch einmal neu drehen.

Auch die Lehrer haben dazu gelernt

„Wir haben Medienkompetenztraining kombiniert mit Demokratiebildung“, erklärt Heinisch. Unterrichtszeit ging durch das Projekt nicht verloren, Demokratiebildung ist ohnehin Thema in der 7. Klasse. Die Lehrerin hat selbst auch das erste Mal ein eigenes Video im TikTok-Format gedreht und ihrer Klasse vorgespielt: „Wenn wir von den Schülern verlangen, etwas Neues auszuprobieren, dann müssen wir Lehrer das auch tun.“ Während des Projekts sind Heinisch und ihr Kollege Hendrik Bernhardt zu Lernbegleitern geworden, während die Jugendlichen ihre Arbeit selbstständig gestaltet haben. Sie haben es aber nicht als Kontrollverlust, sondern als Gewinn wahrgenommen. Alle haben voneinander und miteinander gelernt.

Werden die Videos denn auch veröffentlicht? Nein. Die Videos wurden „im Format von TikTok“ gedreht, weil sich die Jugendlichen damit in ihrer Freizeit beschäftigen. Aber sie gehen nicht an die Öffentlichkeit. „Der Unterricht muss ein so genannter Safe Space sein“, erläutert Heinisch. Die Lernenden sollen sich trauen, etwas Neues auszuprobieren. Sie sollen lernen, sich sicher in der digitalen Welt bewegen und dazu gehört dann auch, dass nicht alles veröffentlicht werden muss.
(Text und Fotos: Myriam Rompel)

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